LUDING

Royal Turf


Im Jahre 1997 hat Rainer Knizia, einer der produktivsten Spieleerfinder der letzten Jahre, im Englischen Verlag Gibsons drei kleine aber feine Kaminspiele herausgebracht. Eines davon beschäftigt sich mit dem legendären Pferderennen in Ascot: Es geht hier tatsächlich um die Pferde und nicht um die Hüte, die den Wettbewerben manchmal beinahe den Rang abzulaufen scheinen.

Insgesamt werden drei Wettläufe mit je sieben Pferden auf die Strecke geschickt. Jeder Teilnehmer setzt zu Beginn seine Wetten und dann wird versucht, im anschließenden Rennen das richtige Tier an die richtige Position zu bringen. Doch da nicht alle das Gleiche wollen, gibt es sehr bald Schwierigkeiten. Hinzu kommt auch noch, dass es so etwas wie eine "Quotenregelung" gibt: Je mehr Wetten auf ein Pferd gesetzt wurden, dass auch tatsächlich gewinnt, desto geringer ist der Auszahlungsbetrag. Es gilt also, eine geschickte Mischung zu schaffen.

Die Pferde werden mit einem Spezialwürfel um den Parcours bewegt und eine kleine Zusatzregel sorgt dafür, dass keines der Tiere vorne wegziehen kann, selbst dann nicht, wenn mehrere Teilnehmer ein gemeinsames Ziel verfolgen: Ein Pferd darf erst wieder bewegt werden, wenn alle anderen an der Reihe waren. Dadurch entsteht einerseits eine gewisse Gerechtigkeit, andererseits ist hier der Würfelzufall von großer Bedeutung und das sorgt für Spannung. Je mehr Spieler teilnehmen, desto öfter passiert es, dass man sein bevorzugtes Pferd nicht mehr ziehen kann. Nur wer "Royal Turf" ganz alleine versucht, hat die Chancen seines Pferdes wirklich im Griff, doch Gott sei Dank ist diese Version nur für Psychopathen geeignet und offiziell nicht vorgesehen. Wie nicht anders zu erwarten, gewinnt dieses Rennen schließlich der reichste Spieler.

"Royal Turf" ist von der Grundkonzeption zwar keineswegs neu, doch die Thematik und ihre Umsetzung beweisen wieder einmal, wie professionell eine an sich einfache Spielemechanik von einem Profi wie Rainer Knizia umgesetzt werden kann. Der promovierte Physiker hat strategische und gruppendynamische Elemente mit dem Würfel kombiniert, der eben der Wahrscheinlichkeitsrechnung gehorcht. Dabei ist ein Spiel entstanden, dass für Anfänger wie Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet ist. Und - so nebenbei bemerkt - niemand denkt dabei an Mathematik auch wenn das ganze Zufallsprinzip darauf beruht. Sondern alle ärgern oder freuen sich über eigenes Glück bzw. Unglück , vor allem aber über letzteres bei den Konkurrenten...

Birgit und Peter Költringer

Titel

Royal Turf

Hersteller

Alea

Erfinder

Reiner Knizia

Design

Franz Vohwinkel

Spieldauer

45 - 60 min

Spieler

2- 6, ab 10 Jahren

Kategorie

Rennwettspiel

Preis

ca. 14,50 öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.