LUDING

San Gimignano


San Gimignano, die mittelalterliche Stadt im Herzen der Toskana, war früher reich und mächtig. Es gab zahlreiche Adelsfamilien, welche weit über die Stadt hinaus bedeutsam waren. Durch den Bau von sogenannten "Geschlechtertürmen" - insgesamt sollen es 72 gewesen sein - versuchten sie sich auch baulich gegenseitig zu übertrumpfen und klarerweise wurde sie daher auch immer größer. Als im Laufe des Spätmittelalters die Zünfte zu Geld und Ansehen kamen, wurde versucht, die Baugenehmigungen einzuschränken. Ab dieser Zeit war es wichtig, sich die Gunst der Zünfte zu sichern, die in ihren Zunftbezirken die Baugenehmigungen zu vergeben hatten.

Soweit zum historischen Hintergrund des Spieles "San Gimignano", bei dem sich zwei bis vier Adelsfamilien um die Vorherrschaft mittels Bau von möglichst vielen Geschlechtertürmen bemühen. Und damit das ganze auch möglichst authentisch geschieht, wurde am Baumaterial wirklich nicht gespart: Es gibt echte Bausteine aus einem Gemisch von Quarzsand, Leinöl und farbigen Kreidepulver! Vielen der mittleren und älteren Generation werde diese Steine noch als "Anker"-Bausteine in guter Erinnerung sein. Ihre Farben Blaugrau, Ziegelrot und Sandsteingelb sind den Bauten von San Gimignano nachempfunden. Der Spielplan besteht aus mehreren sechseckigen Teilen, auf denen jeweils drei der vier verschiedenen Zünfte ihre Zunftbezirke haben. Nach Aufbau des Stadtplanes, der aufgrund der sechseckigen Teile in jeder Runde anders aussehen kann, beginnt die Bauphase: Wer an der Reihe ist, kann einen Spielstein in eine Zunft setzen. Damit ist dokumentiert, dass ein Mitglied seiner Familie dort Einfluss hat. Im Laufe der Zeit beginnen sich so die Zunftbezirke auf dem Spielplan zu füllen. Wem es gelingt in vier nebeneinander liegenden Zünften je einen Spielstein zu platzieren, der darf einen Geschlechterturm bauen. Dieser hat nicht nur Prestigewert, sondern ab sofort haben die Steine der anderen Familien hier nichts mehr zu suchen: Sie werden abgeräumt und stehen für andere Bauten zur Verfügung. Wenn kein Turm mehr gebaut werden kann oder aber eine Familie zehn Geschlechtertürme errichten konnte, endet das Spiel und der einflussreichste Adelige wird zum Sieger erklärt.

Strategie ist bei "San Gimignano" groß geschrieben: Einerseits gilt es, geschickt zu setzen, um selbst möglichst rasch zu den angestrebten "Viererkombinationen" zu kommen, andererseits muss man auch versuchen, die Kontrahenten möglichst geschickt zu blockieren, damit sie nicht vier Zunftbezirke nebeneinander zusammenbekommen. Hier lohnt sich auch ein Vordenken über mehrere Runden, wobei das umso schwerer wird, je mehr Mitspieler es gibt. Spielerisch entsteht so "ganz nebenbei" eine bezaubernde Stadtkulisse, die durch das hochwertige Material ganz besonders ins Auge sticht.

Birgit und Peter Költringer

Titel

San Gimignano

Hersteller

Piatnik

Erfinder

Duilio Carpitella

Design

Franz Vohwinkel

Spieldauer

30 - 40 min

Spieler

2 - 4, ab 10 Jahren

Kategorie

Strategiespiel

Preis

ca. 38,-- öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.