LUDING

San Juan


Die Zeit des Kolonialismus ist ein recht dunkles Kapitel der europäischen Geschichte. Ganze Kontinente wurden hier in Besitz genommen und die Bevölkerung - egal wie alt - einfach versklavt. Doch gleichzeitig hatte diese Zeit stets eine besondere Faszination, denn hier konnte man Schätze heben, Städte und Länder in Besitz nehmen und - kurz gesagt -einfach sagenhaft reich werden. Und damit ist auch schon der "Background" für eine ganze Reihe von Spielen gelegt, welche seit Jahrzehnten die Spieleszene beleben.

Im heutigen Spiel geht es um San Juan, die Hauptstadt von Puerto Rico, wo 1873 erstmals die Sklaverei abgeschafft wurde. Es gilt, die Stadt aufzubauen und das geschieht mit Karten. Ausgangspunkt ist eine Indigoplantage und der Gouverneur, welche in jeder Runde vorgibt, was gerade am dringlichsten ist: Waren in Produktionsstätten zu erzeugen, Gebäude zu errichten, im Rat der Stadt Pläne zu schmieden oder aber in der Umgebung nach Gold zu suchen.

Zu Beginn der Partie bekommt jeder Spieler zu seiner Indigoplantage vier Handkarten, auf denen auf der einen Seite Gebäude, auf der anderen Seite produzierte Waren dargestellt sind. Die Gebäudekarten haben Werte von 1 bis 6 und sind einerseits Produktionsstätten wie Indigoknüpereien, Zuckermühlen, Tabakspeicher, Kaffeeröstereien oder Silberschmelzen, andererseits finden sich hier auch violette Bauten, in denen nichts produziert werden kann, die aber als Denkmäler, Zunfthallen oder Paläste Ruhm und damit Siegpunkte bringen. Der Startspieler jeder Runde ist auch der Gouverneur. Er sucht sich zunächst aus fünf "Rollenkarten" die Rolle aus, welche er in dieser Runde darstellen möchte: So kann er Baumeister, Aufseher, Händler, Goldsucher oder Ratsherr werden und bei allen Aktionen, die in sein Metier fallen, darf er auch etwas mehr als die Nachbarn: So zahlt zum Beispiel der Baumeister beim Gebäudeerrichten weniger, der Aufseher darf mehr Waren produzieren oder der Händler doppelt so viele Waren verkaufen wie die Kollegen. Im Laufe der Partie wächst die Stadt zunächst recht schnell und immer mehr Bauten entstehen. Zusätzlich können auch bestimmte Gebäude, die man erreichtet hat, Privilegien einbringen, wodurch man nochmals profitieren kann. Bald aber wird das Geld knapp und man muss sich überlegen, das eine oder andere Gebäude wieder abzureißen und zu barer Münze machen. Nur so kann man weiter investieren und das ist notwendig, da in der Folge von neuen Produktionsstätten auch mehr Geld fließt. Entscheidend für die Abrechnung sind am Ende lediglich die Gebäude, denn diese bringen Siegpunkte. Eine Ausnahme stellt die Kapelle dar, das einzige geistliche Bauwerk im Spiel: Hier kann man in jeder Runde eine Handkarte ablegen und so zusätzlich Siegpunkte erwerben. Das Spiel endet, sobald jemand sein 12. Bauwerk errichtet hat und nun gewinnt der punktereichste Spieler.

"San Juan" mutet anfangs für ein Kartenspiel relativ kompliziert an, sodass hier nur ein grober Überblick gegeben werden kann. Doch bereits während der ersten Partie hat man den Mechanismus üblicherweise verstanden und die meisten sind von den taktischen Möglichkeiten beeindruckt. Für all jene, die "Puerto Rico" aus dem Alea-Verlag bereits kennen, wird es noch einfacher, denn "San Juan" ist die Kartenvariante dieses Spieles. Wer nun aber meint, eines der beiden als überflüssig abtun zu können, dem sei geraten, sowohl das eine als auch das andere zu versuchen: Beide machen Spaß und haben ihren besonderen Reiz!

Birgit und Peter Költringer

Titel

San Juan

Hersteller

Alea

Erfinder

Andreas Seyfahrt

Design

Franz Vohwinkel

Spieldauer

30 - 45 Minuten

Spieler

2 - 4, ab 10 Jahren

Kategorie

Kartenspiel

Preis

ca. 19,00 Euro

Bewertung:

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2005

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.