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Schrille Stille


"Hochhausmenschen" sind eine eigene gequälte Rasse! Wenn sie am Abend müde von der Arbeit kommen, dann wäre ihnen Ruhe durchaus zu empfehlen. Aber da gibt es noch die Nachbarn, die wegen schlechter Dämmmaßnahmen einfach nicht zu ignorieren sind: Man hört ihr Fernsehprogramm, man ist immer im Bilde, wann der Nachbar die Toilette verlässt und auch der erste Streit zwischen der eben erst eingezogenen durchgestylten Lady und ihrem Liebhaber kann live mitverfolgen. Doch sollte man das Pech haben, neben einem Musikfreak zu wohnen, dann wird die Abend- und Nachtruhe noch durch die neuesten CDs mit aufgedrehtem Bass und Dolby Surroundeffekt verdorben. Wer das längere Zeit erlebt hat, stumpft entweder ab, zieht aus, bemüht seinen Anwalt oder wird selbst zum Musikliebhaber. Doch nun gibt es für diese armen Menschen neue Hoffnung. Kaufen sie dem Nachbarn ein Spiel! Es heißt perverserweise "Schrille Stille" und dabei geht es um Musikgruppen, welche um die besten Chartplätze in der Hitparade kämpfen. Das schönste daran ist eindeutig der mitgelieferte CD-Spieler! Doch keine Angst, das ist keines der lauten kleinen Biester, die auch nach einem Fenstersturz wegen der 40 Sekunden "shock protection" noch weiterplärren! Ganz im Gegenteil, dieser CD-Spieler gibt keinen einzigen Ton von sich - und - er ist aus Holz!

Die Funktion dieser Musikgerät ist in diesem Spiel auch eine ganz andere: Es handelt sich dabei um ein Spezialauswertungsgerät, mit denen man die teilnehmenden Musikgruppen in den Charts hinauf oder hinunter befördern kann. Doch zuerst einmal der Reihe nach.

42 Bands werden von 6 Plattenfirmen (=Spielern) gemanagt und es ist das erklärte Ziel jeder Gruppe, unter die Top 14 der Hitparade zu kommen. Anfangs werden diese vierzehn Plätze zufällig verteilt, doch dann beginnt das Spiel. Es ist eigentlich recht einfach: Jeder Spieler hat sieben Holzchips mit positiven oder negativen Wertungspunkten, welche blind gezogen werden und dazu eine eigene CD mit vierzehn Wertungsöffnungen und einer Hülle. Jeder Spieler legt nun fünf seiner Chips in die Wertungsöffnungen der eigenen CD. Die zwei restlichen Holzsteine werden für eine Abstimmung über den Aufsteiger der Woche und die neue Nr.1 ebenfalls in die CD-hineingelegt. Natürlich wird man versuchen, die seine Favoriten hochzuloben und die anderen eher in der Hitparade nach abwärts zu befördern. Doch jeder Spieler setzt nach seinem Gutdünken! Danach müssen die CD-Hüllen geschlossen werden und nun tritt der eingangs erwähnte CD-Spezial-Spieler in Aktion: Die Chips werden sortiert nach den Plätzen 1 - 14 ausgelesen und pro Platz summiert. Diese neue Reihung in der Hitparade ist auch die Basis der Auswertung in jeder Runde: Siegpunkte erhält nun jeder Spieler, der eine Band unter den ersten sechs Plätzen hat. Wer auf den richtigen Aufsteiger der Woche oder die richtige neue Nummer 1 getippt hat, erhält Zusatzpunkte.

Man könnte nun meinen, dass derjenige gewonnen hat, der als erster eine bestimmte Punktezahl erreicht hat, doch das ist nur bedingt richtig: Denn wenn der erste Spieler über die Dreißigpunktemarke kommt, scheiden die drei besten Bands einfach aus. Nach weiteren zwanzig Punkten wiederholt sich dieses Trauerspiel und erst danach wird über den eigentlichen Sieg entschieden.

"Schrille Stille" ist eine Art Tipp-Spiel, welche besonders durch seine Ausführung besticht: Denn auf die Idee mit den CD-Spieler muss man erst einmal kommen. Der Mechanismus funktioniert wirklich gut und ist in seiner Art einzigartig. Dass es dazu noch ein lustiges Spiel gibt und nicht nur eine netten CD-Spieler, ist besonders erfreulich.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Schrille Stille

Hersteller

Zoch

Erfinder

Peter Wichmann

Design

Bluguy

Spieldauer

60 - 90 Minuten

Spieler

3 - 6, ab 10 Jahre

Kategorie

Tippspiel

Preis

ca. 600,-- öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

5

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.