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MISTER X UND DIE POLIZEI


Titel: Scotland Yard
Hersteller: Otto Maier Verlag
Spieldauer: 40 - 50 Minuten
Spieler: 3 - 6, ab: 10
Kategorie: Detektivspiel
Preis: ca. 400,-- ÖS
Bewertung: **** (sehr gut)

Wären Sie eigentlich gerne ein Gangster? Entrüstet würde diese Frage von den meisten von uns zurückgewiesen werden. Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft! Und doch wird es bei jedem von uns zumindest in der Kindheit Situationen gegeben haben, bei denen man sich geschwünscht hat, nicht erwischt zu werden. Dieses prickelnde Gefühl der Gefahr und das klopfende Herz dabei sind jedem von uns sicher in Erinnerung. Auf dieses Element greift ein Spiel zurück, das seit einigen Jahren im Handel ist und zu einem echten Bestseller geworden ist: Scotland Yard. Schon seine Entstehungsgeschichte ist ungewöhnlich: Eigentlich sollte es ein Weltreisespiel werden, in dem man von Ort zu Ort gondelt, Fragen beantwortet und als Erster im Ziel sein muß. Doch das sechsköpfige Autorenteam hatte im Rahmen von mehreren Besprechungen einen Wunschkatalog für eines neues Spiel erstellt, das eher in die Richtung einer "Fuchsjagd" ging. Mit diesem Überbegriff ist das Zusammenspiel eines Gejagten und mehrerer Jäger gemeint. Der Schritt zum Detektivspiel war nun nicht mehr sehr groß.

Scotland Yard handelt in London, dessen Straßennetz auf dem Spielplan abgebildet ist. Einer der Spieler ist Mister X, ein vielgesuchter Gangster. Er verbirgt sich im Verkehrsgewühl der Großstadt und besitzt Fahrscheine für Taxi, Bus und U-Bahn sowie "Black Tickets", mit denen er überall fahren darf. Sogar zwei Schiffe auf der Themse stehen ihm zur Verfügung. Die anderen Mitspieler sind die Detektive von Scotland Yard, welche ebenfalls Taxi, Bus und U-Bahn benützen können, um den Gangster zu fassen. Nur die Schiffspassage auf der Themse ist Ihnen nicht möglich. Mister X fährt meist unsichtbar mit einem Verkehrsmittel, doch alle paar Runden muß er sich deklarieren: Dann stellt er seinen Spielstein auf die entsprechende Stelle des Stadtplanes um dann für die nächsten Züge wieder im Untergrund zu verschwinden. Die Mitspieler müssen nun versuchen, den Gangster so einzukreisen, daß er nicht mehr entwischen kann oder aber überhaupt auf den gleichen Platz gelangen, an dem er sich befindet. In beiden Fällen hat Mister X verloren. Gelingt es ihm aber, bis zum Ende des Spieles nach 22 Runden unentdeckt zu bleiben, hat er gewonnen. Während der gesamten Zeit können sich die Detektive untereinander absprechen, um so die Gegend besser überwachen zu können.

Meist herrscht in diesem Spiel die totale Spannung und vieles erinnert an die Realität: Polizisten beratschlagen den vernünftigsten Schlachtplan (manchmal führt dies auch zu totalem Chaos), ein nervöser Gangster wartet auf seinen nächsten Zug und freut sich diebisch, wenn er mit der Untergrundbahn unbemerkt in ein anderes Stadtviertel flüchten kann. Oft glaubt in diesem Spiel auch einer, immer Recht zu haben und bestimmen zu müssen, wie die anderen zu fahren haben. Doch hier gibt es keine disziplinären Folgen, wenn man seinem Unmut über den "Besten unter den Ordnungshütern" lauthals Luft macht, es hat auch keine Konsequenzen, wenn man den "Dienstweg" nicht befolgt und aus Überzeugung seine Spielfigur anders zieht als der selbsternannte Präsident dies wünscht.

Scotland Yard überzeugt eigentlich in allen Punkten, lediglich der Stadtplan könnte verbessert werden, da Mitspieler, die nicht so gut sehen, aufgrund der Kleinheit der Details immer wieder Schwierigkeiten haben, die richtigen Straßen zu erwischen. Dieses Spiel ist nun bereits seit einigen Jahren auf dem Markt und hat bisher nichts von seinem Reiz eingebüßt. Ganz im Gegenteil, die tägliche Realität sorgt dafür, daß es auch vom Thema her heute "up to date" ist: Denn sowohl die Polizei als auch die Gangster sind in der letzten Zeit häufig in Schlagzeilen zu finden.

von Dr.Peter und Birgit Költringer


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.