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SIEBEN AUF EINEN STREICH!


Titel: Die sieben Weltwunder
Hersteller: Noris
Erfinder: Michael und Johann Rüttinger
Design: Johann Rüttinger
Vertrieb: Buch und Spiel
Spieldauer: 60 - 90 Minuten
Spieler: 3 - 7, ab: 12
Kategorie: Kreativ - Merkspiel
Preis:
Bewertung: **** (sehr gut)

Es gibt Spiele, welche sich mit der Psychologie beschäftigen, Spiele, die mit Pantomime operieren, es gibt Wortspiele, Merkspiele, Spiele die das logische Denken fördern und wieder andere beinhalten das Legen von bestimmten Formen, wie wir es zum Beispiel auch von "Tangram" kennen. Alle die eben genannten sind wert, durchgespielt zu werden. Manche werden für den einen oder anderen unter uns besonders geeignet sein, beziehungsweise so manches Spiel wird auch dem einem oder anderen extrem schwer fallen und reizt daher vor allem zum Training. Doch die Kombination all dieser verschiedenen Spielgruppen ist zwei echten Profis unter den Spieleerfindern in perfekter Weise gelungen: Michael und Johann Rüttinger, die bereits durch Spiele wie das verrückte Lexikonspiel auf sich aufmerksam gemacht haben, entwarfen "die sieben Weltwunder".

Jedem Weltwunder der Antike ist ein bestimmtes Spiel zugeordnet. Der Leuchtturm von Alexandria ist bis heute mit seinen 130 m Höhe der höchste Leuchtturm der Welt geblieben. Er vermittelte aus dieser Höhe einen hervorragenden Überblick. Einen guten Überblick und auch ein gutes Gedächtnis benötigt man aber auch bei dem ihm zugeordneten Spiel: Man muß sich 12 Gegenstände merken, die auf Karten abgebildet sind und die man nur 30 Sekunden betrachten darf. Interessant ist dabei, wie sich unterschiedliche Personen die Dinge auf ganz verschiedenartige Weise merken: Der Eine bildet Gruppen, der Andere merkt es sich bildlich und der Dritte durch ständiges Memorieren.

Dem Koloss von Rhodos, der aus Bronze war und dessen Inneres mit Steinen ausgefüllt war, wird ein Spiel zugeordnet, in dem ein Wort von oben nach unten und von unten nach oben geschrieben wird. Der Zwischenraum ist zwar nicht mit Steinen aber mit Buchstaben, die neue Worten ergeben müssen, auszufüllen.

Als König Nebukadnezar seiner Frau die hängenden Gärten der Semiramis erbaute, ahnte er noch nicht, daß mit seinem Weltwunder ein Vogellegespiel, das dem Tangram nicht unähnlich ist, verknüpft werden würde. Dies reizt allein schon zum Verweilen, doch die ägyptischen Pyramiden mit der geheimnisvollen Sphinx als weiteres Weltwunder locken mit Logik, die schon so manchen modernen Baumeister ins Grübeln gebracht hat. Auch im dazugehörigen Spiel muß man grübeln: Es werden aus Buchstaben, Zahlen und Zeichen von einem Spieler 5 Karten so gelegt, daß eine logische Reihe entsteht, die dann fortgesetzt werden muß.

Der Tempel der Artemis ist als nächstes Weltwunder an der Reihe: Da die Griechen besonders auch die darstellenden Künste pflegten, sind in dieser Runde Begriffe oder Sprichwörter pantomimisch darzustellen. Dies ist für alle meist sehr amüsant doch bringt so manchen Darsteller an die Grenzen seines Könnens. Denn wem liegt es schon, "Eiernudeln" darzustellen oder das Sprichwort "Da liegt der Hund begraben" verständlich zu zeigen. Für das nächste Spiel stand das Mausoleum von Halikarnassos Pate, das König Mausolos von Ikarien schon zu seinen Lebzeiten als eigenes Grabmal plante: Auf diese Weise entstand im vierten Jahrhundert vor Christus ein Kunstwerk, in dem sich Künstler wahrhaft mit ihren Ideen und ihrem Können "spielten" und ihrer Eingebung freien Lauf ließen. Die Spieler in dieser Runde sollen ebenfalls mit einer Kunstgattung spielen: Sie sollen Lieder mit einem neuen Text "bedichten" oder aber einen vorgegeben Vierzeiler so neudichten, daß das Versmaß bestehen bleibt. Es handelt sich dabei um wahrlich keine leichte Aufgabe, denn es ist nicht einfach einen neuen Text zu "Der Mond ist aufgegangen ...." zu machen, der noch dazu originell sein soll. Doch wer diese Runde nicht so gut übersteht, sollte nicht verzweifeln, denn im abschließenden Spiel des siebenten Weltwunders, der Zeusstatue in Olympia, ist die Psychologie gefragt: Man muß die anderen Mitspieler einschätzen können, um hier zu gewinnen. Wie würde sich Ihr Spielnachbar verhalten, wenn er jemanden auf einem Hochhausdach erblickt, der sich gerade anschickt in die Tiefe zu springen? Oder was würde er in einem Restaurant zu Essen bestellen? Diese Runde Nummer sieben liegt genau im "Psychospieletrend", wird jedoch nicht von allen gerne gespielt.

Da es bei jedem Weltwunder Punkte gibt, hat am Ende derjenige gewonnen, welcher am meisten Punkte besitzt. Doch man stellt in diesem Spiel rasch fest, daß nicht das Gewinnen wesentlich ist sondern die Lust am Spiel und am Erproben seiner eigenen Fähigkeiten.

Die sieben Weltwunder sind ein durchaus gelungenes Spiel, sowohl Verpackung und Design als auch Spielregel und Spielmaterial stellen zufrieden. Vor allem aber muß man beim Kauf dieses Spieles bedenken, daß man eigentlich sieben hochwertige Spiele gekauft hat und dies zum Preis von einem einzigen.

von Dr.Peter und Birgit Költringer

Verpackung:

5

Material:

5

Design:

4

Spielregel:

6

Originalität :

6

Spielreiz:

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.