LUDING

Störtebecker


Wer kennt ihn nicht, den Robin Hood der Meere? Er hieß Klaus Störtebecker und war am Ende des 14.Jahrhunderts der wohl meist gefürchtete Pirat seiner Zeit. Durch sein Bestreben, die reichen Kaufleute seiner Zeit zu schröpfen und die von den Dänen belagerten Stockholmer mit Lebensmitteln zu versorgen, wurde er zum Idol auf der Seite des Guten. Eine ganze Flotte machte Jagd auf ihn und es kam, wie es kommen musste: Er wurde gefangen genommen und schließlich 1401 in Hamburg hingerichtet.

Nichtsdestotrotz war er ein Pirat und ist damit bis heute modern geblieben. Wie allgemein bekannt, gibt es heute gar nicht wenige professionelle Seeräubernachfahren, auch wenn sie sich nicht mehr Piraten nennen und durchaus auf dem Festland agieren. Doch allen ging und geht es darum, andere auszunehmen und dadurch selbst möglichst schnell reich zu werden oder Macht zu bekommen. Und da man das normalerweise in der heutigen Zeit nur unter ganz bestimmten Umständen ungestraft machen kann, wurde ein gleichnamiges Spiel entwickelt, das ähnliche Möglichkeiten bietet, jedoch völlig frei vom Risiko ist, verhaftet, hingerichtet oder aber auch befördert zu werden.

In "Störtebecker" gilt es, möglichst viele Handelsschiffe zu kapern. Die Schiffe auf den Karten haben Punktewerte und je höher sie sind, umso schwerer ist auch die Eroberung. Jeder Seeräuber hat dafür sechs Karten und das Würfelglück zur Verfügung. Wer sich beim Kapern engagieren will, braucht dazu Proviantkarten, denn hungrige Piraten sind für derartige Aktionen ungeeignet. Auf den Schiffskarten ist vermerkt, was man zur Eroberung braucht: Es geht hier nicht nur um die "Enterwerte" sondern auch um die passende Farbe auf den Karten. Einen Teil hat man vielleicht gerade in der Hand, ein anderer Teil könnte ein Nachbar anbieten, wenn er bereit ist, sich ebenfalls zu engagieren. Da das aber nicht immer der Fall ist, besteht auch die Möglichkeit die Piratenkollegen in adäquater Weise um Unterstützung anzugehen: Dazu beschießt man sie einfach so, als wären sie ein Handelsschiff. Mit etwas Glück erhält man so die passenden Karten vom Gegner förmlich als "Geschenk". Meist ist diese Aktion auch viel effektiver, als zu warten, ob vielleicht irgend wann einmal vom Nachziehstapel die passende Karten kommen oder nicht. Doch das sind alles Nebenmanöver, denn eigentlich hat man Handelsschiffe zu kapern. Wer an einem davon interessiert ist, legt Proviant- und Piratenkarten verdeckt an die Schiffskarte an. Wenn dann zum Entern geblasen wird, werden die Piratenkarten aufgedeckt und es wird gewürfelt. Das Ergebnis wird zum Wert der Piratenkarten hinzugezählt: Sollte man dabei gleich oder höher sein als der auf der Schiffskarte notierte "Enterwert", dann ist der Coup gelungen. Sollte man jedoch verloren haben, dann muss man Proviant abgeben. Und das tut ziemlich weh, denn hungrige Piraten sind eben schlechte Piraten und taugen zu gar nichts.

"Störtebecker" ist eine Mischung aus Strategie und Glücksspiel, das vor allem durch einen gewissen "Bluffeffekt" beim Legen der Piratenkarten Spannung und Spaß erzeugt. Der Spielmechanismus ist zwar nicht neu, doch die geschickte Mischung der einzelnen Spielelemente trägt dazu bei, dass dieses Seeräuberspiel auch nach vielen räuberischen Runden immer noch Spaß macht.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Störtebecker

Hersteller

Hans im Glück

Erfinder

T.Löpmann, A.Wetter

Design

Oliver Freudenreich

Spieldauer

50 - 60 min

Spieler

2 - 4 , ab 10 Jahren

Kategorie

Taktisches Brettspiel mit Glücksfaktor

Preis

ca. 33,-- öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

5

Ausführung

4

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.