Als dieses Spiel in seiner ersten Version vor Jahren auf den Markt kam, wurde es von uns mit Argusaugen betrachtet: Denn wenn bei zwei Spielerezensenten einer Nervenarzt ist und der andere sich seit vielen Jahren mit psychologischen Aspekten im Kindes- und Jugendalter beschäftigt, dann wird ein Psychospiel, das schon vom Titel her eine Therapie verspricht, äußerst argwöhnisch unter die Lupe genommen. GottseiDank - eine richtige psychiatrische Therapie wird nicht angeboten, doch die Langeweile der Mitspieler wird aber zweifelsohne äußerst erfolgreich behandelt. Vor kurzer Zeit wurde "Therapy" nun neu aufgelegt und das ist schon eine Betrachtung wert, wenn es sich wie in diesem Fall um einen echten Klassiker auf dem Psychospielsektor handelt.
"Therapy" besteht aus einem Spielplan, auf dem sich ein Weg mit Feldern befindet, der auf einem Rundkurs an 6 Psychiatern vorbeiführt. Weiters sind Wissensfragekarten und Therapiekarten vorhanden. Jeder der Teilnehmer erhält eine symbolische Couch, welche im Vergleich zur ersten Version nicht mehr als solche zu erkennen ist. Auf diese Weise wird er gleichzeitig zum Patienten und zum Psychiater ernannt. Aus unserer eigenen Erfahrung stellt sich damit aber auch gleich die Frage, ob man nun mehr "psychiatrischer Patient" oder mehr "patientischer Psychiater" ist, denn diese Trennung ist häufig gar nicht so einfach - aber das ist ja auch in der Realität nichts Neues. Mittels Würfeln gleitet man mit seiner Couch über die Spielfelder, auf denen man entweder Wissensfragen beantworten oder Assoziationen zu Zeichnungen finden muß. Diese "Therapiestunden" sind ungefährlich und vermitteln auch Erfolgserlebnisse, denn bei richtigen Antworten erhält man farbige Stifte, die man mitnehmen darf. Aber es gibt auch negative Felder: Ob Sie nun plötzlich paranoid werden oder aus anderen Gründen schnellstens in psychiatrische Betreuung müssen, ist im Endeffekt gar nicht entscheidend, denn in beiden Fällen werden Sie von einem Mitspieler therapiert: Er stellt Ihnen dabei eine Frage, die häufig sehr ins Persönliche geht. Der Gefragte muß nun die Antwort auf ein Papier schreiben, das Gleiche tut auch sein "Therapeut". Wenn die beiden Antworten übereinstimmen, ist die Therapie erfolgreich beendet und man kann in der nächsten Runde ganz "normal" - falls dies überhaupt möglich ist - weiterspielen. Sonst verbleibt man in weiterer psychiatrischer Behandlung, bis sich ein "Therapieerfolg" einstellt. Wer schließlich zuerst alle sechs psychiatrische Sessions erfolgreich hinter sich gebracht hat, wird zum Chef ernannt und ist damit als "Oberpsychiater" akzeptiert.
"Therapy" ist und bleibt ein gelungenes Spiel, auch wenn der Spielreiz wie bei allen psychologisch angehauchten Spielen sehr von der Gruppe abhängig ist. Doch gerade das macht die Sache oft recht amüsant, denn so manche peinliche Frage sorgt für knisternde Spannung. Was würde Sie zum Beispiel antworten, wenn Sie gefragt werden, wie bescheiden Sie sind? Oder aber wieviel Ehemänner bzw. Ehefrauen sie sich zu welchem Zwecke wünschen würden, wenn man legalerweise mehr davon gleichzeitig haben könnte?
THERAPY:
Titel |
Therapy |
Hersteller |
MB Spiele |
Erfinder |
Autorenteam |
Design |
MB Spiele |
Spieldauer |
60 - 90 Minuten |
Spieler |
3 - 6, ab 10 Jahren |
Kategorie |
Psychospiel |
Preis |
ca. 590,-- ÖS |
Bewertung: |
|
Idee |
5 |
Regelgestaltung |
5 |
Ausführung |
5 |
Verarbeitung |
5 |
Copyright Peter und Birgit Költringer 2002
Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.