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Torres


Heutzutage ist es nicht ungewöhnlich, wenn ein Baumeister Bundespräsident werden will. Vor 800 Jahren hingegen wäre so etwas praktisch undenkbar gewesen und doch finden sich Parallelen zur heutigen Zeit: "Torres", ein neues Burgenbauspiel, das im mittelalterlichen Kastilien spielt, beweist das.

In diesem Land lebte einmal ein alter König, der keine Nachkommen hatte und sich Gedanken um die Zukunft seines Reiches machte. Schließlich beauftragte er die besten Baumeister des Landes, Burgen zu bauen. Derjenige, welcher die schönste errichtete, sollte nach ihm König werden.

Jeder Mitspieler wird in diesem Spiel zu einem Burgenbauer, der sich an spezielle Regeln zu halten hat: Einerseits hat er eine möglichst hohe Burg zu bauen, andererseits müssen Ritter diese Burgen bewohnen. Zu Beginn des Spieles beginnt jeder Baumeister mit einem Ritterspielstein auf dem Fundament einer anderen Burg: Pro Spielzug stehen 5 Aktionspunkte zur Verfügung, die man verbrauchen kann, es gibt nichts gratis: Ein Punkt ist zu zahlen, wenn man einen Ritter ein Feld weiterziehen lassen, einen neuen Baustein auf die Burg bauen oder eine Aktionskarte kaufen will. Das Einsetzen eines zusätzlichen Ritters kostet gar zwei Punkte. Die Möglichkeiten pro Spielrunde sind auf diese Weise ziemlich begrenzt, denn es geht nicht nur um den Bau der Burg, der Geld kostet sondern auch um die Ritter, die nur gegen Bares auf den höchsten Punkt kommen können und gerade das ist am Ende wichtig. Denn zum Zeitpunkt der Auswertung wird die Grundfläche der gesamten Burg mit der Höhe des Turmes multipliziert, wo man seinen Ritter stehen hat.

Doch bis es soweit ist, sind noch einige Dinge zu beachten: Keine Burg darf höher sein, als sie Grundflächenfelder hat: Damit kann man zum Beispiel niemals 5 Etagen hoch bauen, wenn alles nur auf einem Feld steht: Schmale hohe Türme wie wir sie aus dem mittelalterlichen Italien kennen, sind damit undenkbar. Zusätzlich ist auch noch zu bedenken, dass Ritter üblicherweise nur eine Etage auf einmal hinauf oder hinunterklettern können. Damit ist man aber auch gezwungen, ein terrassenförmiges Burgenkonzept ähnlich einer Treppe zu erstellen. Mittels der Aktionskarten gibt es zwar Ausnahmen für die Bewegungen der Ritter, doch es sind eben nur Ausnahmen. Überhaupt sei hier auch noch ein Wort zu diesen Spezialkarten gesagt: Mit ihnen kann fast jede Regel des Spiels auf den Kopf gestellt, Gott sei Dank gibt es nicht allzu viele davon: Wer nämlich die Konsequenzen dieser Karten einmal zu spüren bekommen hat, weiß wahrscheinlich, dass hier ein Glücksfaktor eingebaut ist, der nicht selten über Sein und Nichtsein, aber auch häufig über die Frustration des einen oder anderen Burgenbauers entscheidet. Doch mehr dazu soll hier nicht verraten werden, denn vielleicht hat man gerade selbst eine dieser "Luxuskarten" gezogen....

Vieles an "Torres" ist nicht neu und es gibt zahlreiche Vorläuferspiele. Doch die Kombination der Elemente Bauen, Taktik und Glück ist hier wirklich gelungen und sichert über viele Runden einen hohen Spielreiz.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Torres

Hersteller

F.X. Schmid

Erfinder

W. Kramer, M.Kiesling

Design

Alessandra Cimatorieous

Spieldauer

40 - 60 min

Spieler

2 - 4, ab 12 Jahren

Kategorie

Burgenbauspiel

Preis

ca. 480,-- öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

5

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.