LUDING

Tyros


Die Phönizier sind aus dem Geschichteunterricht wohl den meisten von uns ein Begriff. Das Volk, welches im letzten vorchristlichen Jahrtausend eine mächtige Handelsnation war und schließlich von den Römern ausgeschlöscht wurde, hatte an den Küsten des Mittelmeeres Siedlungen gegründet, welche durch Handel reich und mächtig wurden. Eine dieser Städte war Tyros. Im heutigen Libanon gelegen, war es Zentrum der Purpurgewinnung, einer kostbaren Farbe, die aus der Purpurschnecke gewonnen und von jeher mit Macht und Würde in Verbindung gebracht wird.

Im 21.Jahrhundert ist Tyros von der Popularität her hinter Karthago, der Hauptstadt des alten phönizischen Weltreiches fast gänzlich verschwunden. Doch ein neues Spiel könnte das ändern. Wie nicht anders zu erwarten heißt es natürlich "Tyros" und hier soll es auch so ähnlich zugehen wie bei den alten Phöniziern: Denn es gilt, ausgehend von dieser Stadt das Mittelmeer zu erschließen, insgesamt vier Imperien zu schaffen und durch Handel schließlich reich zu werden.

Der Spielplan zeigt den Mittelmeerraum, unterteilt in 32 Felder. Zunächst werden vier von einander unabhängige und daher auch geographisch getrennt liegende Reiche gegründet. Danach erhält man Warenkarten, die den einzelnen Herrschaftsgebieten zugeordnet sind, wobei es aber auch einige Joker gibt, die man beliebig einsetzen darf. In der Folge erhält man auch noch "Landschaftskarten", mit denen man bestehenden Reiche vergrößern kann. Wer an der Reihe ist kann dann entweder ein Imperium mit der passenden Karte erweitern oder aber Handel treiben. Wesentlich dabei sind die Handelsschiffe, welche nicht nur Waren transportieren, sondern auch Städte gründen können, wenn sie neue Ufer erreicht haben. Solche Neugründungen sind nicht billig, abgesehen davon, dass man dann sein Schiff hergeben muss. Daher schließen sich auch gar nicht selten zwei Mitspieler zusammen und schaffen so eine neue Stadt. Und Städte braucht man wirklich dringend, wenn man weiterkommen will. Denn man braucht immer neue Schiffe und wer eine Stadt hat, kann sich die dort selber bauen.

Wie bereits erwähnt ist auch bei den Phönizieren nichts kostenlos. Alle Aktionen sind mit passenden Warenkarten zu bezahlen.. Da man aber die oft nicht selbst zur Verfügung hat, darf mit der Bank oder mit den Kollegen getauscht werden. Anfangs sind diese dabei auch meist recht hilfsbereit, doch je reicher man wird, desto kniggriger werden - aus wohl allgemein verständlichen Gründen - die Kontrahenten.

Sobald ein Spieler keine Plättchen mehr zur Reichsvergrößerung hat, endet das Spiel. Nun gibt es Punkte für Städte und Schiffe, wobei in Abhängigkeit von der Größe der Imperien auch die Honorierung unterschiedlich ist. Zusatzpunkte für die erste Stadtgründung in den Reichen stocken die Konten der Teilnehmer ebenso auf wie Bonuspunkte für die Städte, die man alleine errichtet hat.

Wer "Tyros" nach dieser Beschreibung zum ersten Mal in der Hand hat, der wird vielleicht etwas enttäuscht sein: Denn irgendwie erwartet man mit diesem Spielkonzept unter Berücksichtigung der Herstellerfirma eine Schachtel wie bei den "Siedlern von Catan". Stattdessen erhält man einen kleinen Karton - bestenfalls im Midiformat. Niemand sollte jedoch hier den Fehler begehen und das Spiel ungeöffnet und unversucht weglegen. Denn in der eher kleinen Schachtel ist ein beachtlicher Spielreiz versteckt, der Spaß für viele Runden garantiert.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Tyros

Hersteller

Kosmos

Erfinder

Martin Wallace

Design

Bernd Wagenfeld

Spieldauer

70 - 90 min

Spieler

3 - 4 , ab 10 Jahren

Kategorie

Handelsspiel

Preis

ca. 22,-- öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.