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Verräter


Die kleine und junge Firma Adlung hat sich auf Kartenspiele spezialisiert. Vor einigen Jahren brachte sie das schnellste Kartenspiel der Welt "Speed" auf den Markt. Nun gibt es eine weitere Superlative: Es gibt das komplexeste Kartenspiel der Welt!

Es heißt "Verräter" und besteht aus Karten, nichts als Karten! Und damit sich die Großen der Spielebranche vielleicht einmal an der Nase nehmen können, auch die Verpackung hat die Größe eines Kartenstapels und enthält nur ganz wenig Luft!

Im Prinzip geht es in diesem Spiel um zwei sich konkurrenzierende Fürstenhäuser, die Adler und die Rosen. Beide haben Land: Auf Landschaftskarten finden sich Rosen- und Adlerstadt, Rosen- und Adlerdorf, Rosen- und Adlerfluss und noch andere so gegliederte Gegenden unserer Erde. Der Startspieler legt fest, wo der erste Konflikt stattfindet, um welche Landschaft also gekämpft werden soll. Doch nicht nur die Landschaft ist in Rosen- und Adlerbereiche gegliedert sondern auch unter den Mitspielern gibt es welche, die zu den Adlern und andere, die zu den Rosen gehören. Wenn nun der Kampf über ein Land entschieden werden soll, müssen die Mitspieler auf der entsprechenden Seite bieten, um mittels Übermacht das "feindliche Land" in Besitz zu nehmen: Die Bietpunkte dazu finden sich auf sogenannten Versorgungskarten. Zusätzlich bestimmen sechs Aktionskarten, die man zu Beginn der Runde zieht, über das Schicksal des Landes und darin liegt der eigentliche Clou dieses Spieles: Denn jede Aktionskarte zeigt eine Persönlichkeit des täglichen Lebens, welche etwas Bestimmtes leisten kann: Da gibt es Diplomaten, welche im Bietkampf um Ländereien zusätzlich Punkte ermöglichen; ein Baumeister hilft zwar nicht im Kampf, er ermöglicht aber den Bau von Gutshöfen oder Kontoren und dadurch kann man dann mehr Versorgungskarten bekommen. Auch der vorhandene Bauer ist kein Kämpfer, aber auch er führt zu vermehrten Versorgungskarten. Es findet sich weiters ein Stratege, der einerseits Punkte bringt, andererseits aber auch die nächste Runde starten und den neuen Kampfplatz festlegen darf. Und zu guter Letzt ist da auch noch derjenige zu finden, welcher dem Spiel den Namen gab: Der Verräter. Wer diese Karte gewählt hat, wechselt die Partei und die von ihm gebotenen Versorgungspunkte zählen nun für den Gegner. Klarerweise kann man sich daher auf niemanden wirklich verlassen, denn manche machen eben den Mund sehr weit auf, um im nächsten Augenblick die Fronten zu wechseln - irgendwie ist das alles wirklich realitätsnah.

Für die Gewinner einer Landschlacht gibt es Siegpunkte, wobei der Stratege und der Verräter auch noch Zusatzpunkte kassieren. Nach 8 Runden steht schließlich der Gesamtsieger fest und eine Revanche kann beginnen.

Alles, was hier an Spielelementen vorkommt, könnte genauso gut in einem dicken, großen und entsprechend teuren Brettspiel vorkommen. Das wäre wohl auch der Normalfall. Daher ist "Verräter" in seiner Kleinheit auch ein wirkliches "Luxuskartenspiel". Und da es in seiner Vielschichtigkeit wahrlich nicht einfach ist, wurde die Spielanleitung sehr geschickt in eine Proberunde und in eine allgemeine Erklärung "zerlegt": Die Proberundenbeschreibung finden sich auf jeder rechten, die allgemeine Erläuterung auf der dazugehörigen linken Seite. Zusätzlich gibt es noch 5 Karten, die echte "Schwindelzettel" sind: Sie erklären in kurzer und prägnanter Weise noch einmal alles Wichtige dieses Spieles, sodass man auch während des Spiel schnell einmal nachschauen kann.

Lassen sie sich also von der Komplexität des Spieles nicht abschrecken! Mit der Proberunde erfährt man sehr rasch den Reiz dieses wirklich außergewöhnlichen Kartenspiels.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Verräter

Hersteller

Adlung

Erfinder

Marcel-André Casasola Merkle

Design

Marcel-André Casasola Merkle

Spieldauer

40 - 50 Minuten

Spieler

3 - 4, ab 12 Jahren

Kategorie

Kartenspiel

Preis

ca. 100,-- öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.