LUDING

Virus & Co.


Viren sind widerliche kleine Organismen, welche bis auf einen geringen Anteil auch heute noch nicht ausreichend behandelt werden können. Sie nützen die Zelle, in der sie leben, zur eigenen Vermehrung aus und eigentlich tun sie nichts anderes, als Schaden anrichten. Wenn sich eine Spielefirma dieses Themas annimmt, kommen einem daher auch sofort eine ganze Reihe von negativen Assoziationen in den Sinn. Denn was soll ein Spiel mit Viren schon sein als eine einzige Gemeinheit für alle Teilnehmer? Wenn sich das Ganze dann auch noch in Form eines Kartenspieles präsentiert, das laut Cover nur 15 Minuten dauern soll, dann ist man auch schnell geneigt, es einmal zu versuchen.

Bereits beim Öffnen der Schachtel purzeln einem auch schon eine ganze Reihe von merkwürdigen Typen entgegen: Da gibt es scheußlich kleine Viren mit Kartenwerten von 1 bis 6 und auf jeder Karte findet man auch gleich einen "Behandlungsplan": Gelbe , blaue oder rote Tabletten sind hier abgebildet, welche Werte von 1 bis 3 haben. Das ist auch der jeweilige Preis dafür, den man erhält, wenn man den Virus zu sich nimmt. Wer an der Reihe ist, kann sich also so einen Virus ziehen und erhält Tablettengeld, wenn er ihn behält. Bei relativ "billigen Viren" mit Werten von eins oder zwei macht das auch durchaus Sinn, doch höhere Viren will man lieber loswerden und man "verschenkt" sie an einen Nachbarn. Natürlich ist auch der nicht wirklich begeistert von dem ekelhaften Zeitgenossen. Gegen Zahlung von einer gelben Tablette wandert der Virus zum nächsten Nachbarn und der muss nun schon zwei Punktetabletten zahlen, um den Erreger weitergeben zu können und so geht das weiter, bis sich endlich jemand doch noch des armen kleinen Virus erbarmt und ihn bei sich aufnimmt. Dafür braucht derjenige auch nichts zu zahlen, während alle anderen inzwischen mehr oder weniger tief in die Tasche gegriffen und Tablettengeld abgeliefert haben. Klarerweise zählen die Punkte der Viren, die jeder vor sich ablegt, minus und wer es als erster auf dreizehn Minuspunkte gebracht hat, der hat verloren. Doch man kann sich auch durchaus behandeln lassen: Denn unter den Karten gibt es auch Spritzenkarten, welche die negativen Werte halbieren oder gar beseitigen. Doch wer drei Spritzen vor sich liegen hat, landet ebenfalls auf der Intensivstation und hat dann ebenfalls verloren. Er wurde sozusagen "zu Tode behandelt". Zusätzlich gibt es auch noch eine Reihe von Risikokarten, die man seinen Kollegen unterjubeln kann: Sie reichen von einer Plage, welche ebenfalls Minuspunkte bringen, bis hin zur Aufforderung, einen Spieler bis zum Ende der Partie nur noch als Herr Doktor und per Sie ansprechen zu dürfen, andernfalls hat man mit einem zusätzlichen Minus zu rechnen.

"Virus & Co" ist ein bösartiges kleines Kartenspiel und erfahrungsgemäß kommt man sich dabei ganz schön in die Haare. Doch anfangs liegt das nicht so sehr an den Gehässigkeiten, die hier möglich sind, sondern vor allem an der Spielanleitung, die unübersichtlich und zum Teil auch unklar ist. Das - ganz abgesehen von der Tatsache - dass man auch ohne Augenerkrankung Probleme hat, die kleine Schrift mit den langatmigen Erklärungen zu lesen. Doch für all jene Spieler, die sich gerne mies gegenüber anderen benehmen, ist "Virus & Co." durchaus ein Versuch wert, vorausgesetzt es finden sich keine Trödler in der Partie. Denn dann wünscht man sich manchmal fast schon freiwillig auf die Intensivstation....

Birgit und Peter Költringer

Titel

Virus & Co.

Hersteller

Zoch

Erfinder

F.Stark, J.Spiegelhalter

Design

T.Heidolph, F.Stark

Spieldauer

ca. 15 Minuten

Spieler

3 - 6, ab 11 Jahren

Kategorie

Kartenspiel

Preis

ca. 12,00 öS

Bewertung:

Idee

4

Regelgestaltung

2

Ausführung

5

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.