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GEIERER ZAHLEN DRAUF: YUCATA'


Sie kennen einen "Geierer" nicht? Auch der Duden kennt ihn nicht: Denn hier finden sich nur Gehweg, Geier, Geierauge, Geierblick und Geifer sowie alle weiteren Begriffe, bei denen ein f oder ein nachfolgender Buchstabe an vierter Stelle kommt. Und doch gibt es die Geierer gar nicht so selten: Sie geiern sich eben um irgend etwas und damit ist dieser Begriff eigentlich ein Synonym für Raffzahn oder Vordrängler. Jeder kennt sie, die den Autobus ohne Rücksicht auf Verluste als erste betreten oder aber sich beim Buffet den Kaviar kiloweise auf den Teller häufen. Diesen Geierern geht es im heutigen Spiel an den Kragen..

Doch damit keiner dieser merkwürdigen Exemplare menschlicher Herkunft gleich bemerkt,

daß dieses Spiel sich gegen ihn verschworen hat, wurde ein unverfänglicher Titel gewählt: "Yucata'" läßt viel eher an einen Hobbygärtner oder aber an die Halbinsel Yucatan in Mexiko denken, wo man Urlaub macht und sich am Strand entspannt. Nebenbei bemerkt machen auch Geierer dort Urlaub: Unerkannt - wie sie meinen, doch spätestens am ersten Morgen weiß man, wo sie sich befinden: Denn sie haben sämtliche Plätze rund ums Swimmingpool mit Taschen, Zeitschriften oder Badetüchern reserviert und das Frühstücksbüffet mit zumindest 4 Eiern, 5 Orangensäften, 6 Marmeladen und 10 Semmeln auf einmal verlassen. Doch das nur so nebenbei. "Yucata'" spielt übrigens tatsächlich in Mexiko: Genaugenommen in einem Gangsystem mitten in der wiederentdeckten Urwaldstadt Palenque, in dem von den Steinen der Gänge gute und böse Einflüsse ausgehen.

Insgesamt können sich maximal vier Forscher auf die Reise durch dieses Gangsystem begeben, welches aus vierzig Feldern besteht. Jedes Feld hat einen blauen "bösen" oder weißen "guten" Stein. Zu Beginn hat jeder Teilnehmer sieben Spielzugskarten erhalten, die verschiedene Zugweiten ermöglichen: Sie reichen von einem Fragezeichen, welches die gleiche Zugweite wie der Vordermann ermöglicht, über ein bis fünf Felder bis hin zu einer Karte mit Dolch. Sie katapultiert einen an die Spitze des Forscherteams. Man kann seine Zugweite unter den sieben Karten frei auswählen und das ist auch sehr wichtig, denn an der Spitze zu sein, hat in diesem Spiel einen großen Hacken: Wer nämlich als erster über ein Feld kommt, hat den entsprechenden Stein zu nehmen. Dies ist bei weißen Steinen ein Vergnügen, bei den blauen hingegen versucht sich ein jeder zu drücken. Klarerweise wählt man auch danach die passende Zugkarte aus. Das Problem dabei ist jedoch, daß man eine Karte im Kartensatz nur einmal benutzen kann. Dementsprechend nehmen die Möglichkeiten für günstige Züge sehr rasch ab und man hat unter Umständen nur noch Karten in der Hand, die einen von der Zugweite her über einen blauen Stein führen. Manchmal bleibt einem gar nichts anderes übrig, als so eine Karte als erster auszuspielen und damit auch den bösen Stein zu kassieren.

Am Ende der Reise erfolgt die Abrechnung und diese kann bei vielen blauen Steinen in der Sammlung zur Katastrophe werden: Wie erwähnt, bewirken diese nämlich Punkteabzüge und da geht es beinhart zu: Zwar wird für den ersten blauen nur ein weißer Stein abgezogen, doch für den zweiten sind es aber bereits zusätzlich zwei für den dritten zusätzlich drei und für jeden weiteren dementsprechend mehr! So kosten zum Beispiel fünf blaue Steine gleich fünfzehn weiße. Siegen kann man mit so einer Konstellation sicherlich nicht mehr.

Für "Yucata'" gilt also tatsächlich das Bibelzitat "Die ersten werden die letzten" sein. Und so ergeht es wohl auch den sprichwörtlichen Geierern, die hier wohl keine Chance haben. Doch wer einmal den Modus der Abrechnung verstanden hat, wird sich zurückhalten. Und trotzdem ist es manchmal verdammt schwer, der Letzte zu sein.

Birgit und Peter Költringer

YUCATA':

Titel

Yucata'

Hersteller

Hans im Glück Verlag

Erfinder

Stefan Dorra

Design

F.Vohwinkel, G.Dreßel

Spieldauer

20 - 30 Minuten

Spieler

2 - 4, ab 10 Jahren

Kategorie

Bluff/Strategie

Preis

ca. 300,-- ÖS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

5

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.