Luding Logo

LUDING

PATER NOSTER UND DER ZERSTREUTE PROFESSOR


Titel: Pater Noster
Hersteller: F.X.Schmid
Erfinder: Uli Geißler
Grafik: G. Mattei
Vertrieb: Piatnik
Spieldauer: 20 - 30 Minuten
Spieler: 2 - 6, ab: 8
Kategorie: Karten-Merkspiel
Preis:
Bewertung: **** (sehr gut)

Wer behauptet, er sei in seinem Leben noch nie zerstreut gewesen, ist entweder unehrlich oder so zerstreut, daß er dies bereits wieder vergessen hat. Denn jeder von uns hat bestimmte Dinge schon einmal verlegt. Ob Zeitungen, Bücher, Notizblöcke oder aber auch Brillen, die Verzweiflung ist meist immens, wenn der benötigte Gegenstand nicht dort liegt, wo man ihn vermutet. Besonders geeignete Objekte sind vor allem auch Schlüssel, denn diese bringen seinen suchenden Besitzer am ehesten in Rage. Doch auch größere Gegenstände sind keine Garantie dafür, daß sie nicht auf völlig legale Weise für einige Zeit verschwinden. So verschwand kürzlich in unserer Familie ein ganz normal großer Sessel. Alle suchten ihn verzweifelt aber erfolglos. Erst nach einigen Wochen tauchte er völlig unerwartet im Dachboden wieder auf. Er war von unseren Kindern mit allerlei ebenfalls gesuchten Gegenständen so perfekt getarnt worden, daß ihn niemand fand. Somit eignet sich also praktisch jeder von uns zum "zerstreuten Professor". Wenn nun aber ein Mensch dieses Verstecken von bestimmten Dingen absichtlich macht, ist dies in den meisten Fällen zumindest extrem boshaft, wenn nicht schon ein Fall für den Psychiater.

Eine dritte Gruppe von Personen verlegt zwar Dinge ebenfalls absichtlich, doch ist dies weder hinterhältig noch ein Zeichen von Geisteskrankheit: Denn ein neues Spiel von Uli Geißler beabsichtigt nichts anderes, als Karten ständig zu verlegen und dadurch die Mitspieler in konsequenter Weise zu verwirren. Der Titel des Spieles lautet "Pater noster", denn auf den Spielkarten sind Personen abgebildet, die in einem Pater-Noster-Aufzug mit alten umlaufenden Kabinen ständig auf- und abfahren (ansich ja ebenfalls ein Zeichen von Zerstreutheit!). Jeder Fahrgast ist in einer Pater Noster Kabine dargestellt und diese neun "Pater-Nosterkarten" werden nun in zwei senkrechten Reihen verdeckt aufgelegt wobei ein Feld frei bleibt. Jeder Spieler besitzt für die neun "spazierenfahrenden" Fahrgäste je eine Fahrgastkarte. Eine Spielfigur wird mittels Würfeln entlang der "Pater-Nosterkarten" bewegt. Die Pater-Nosterkarte, neben der die Figur stehenbleibt, muß erraten werden. Wenn der abgegebene Tip stimmt, kann man seine passende Fahrgastekarte ablegen. Danach wird die aufgedeckte Pater-Nosterkarte wieder umgedreht und verdeckt auf das leere Feld gelegt. Wenn nun das nächste Mal die Spielfigur bei einer anderen Paternosterkarte landet, muß diese erraten werden und danach wandert diese wieder auf das leere Feld. Man sieht so im Laufe der Zeit zwar alle Karten, doch in dem Augenblick, wenn man die Karte zu Gesicht bekommt, wird sie auf einen anderen Platz gelegt. Gewonnen hat derjenige, welcher als erster seine Fahrgastkarten durch richtige Tips "losgeworden" ist.

Vielleicht findet der eine oder andere, daß dies alles reichlich verwirrend klingt, doch hier muß etwas richtiggestellt werden: Es klingt nicht reichlich verwirrend, es ist reichlich verwirrend und so mancher Teilnehmer an diesem Spiel wirkte etwas verstört, wenn er den fünften falschen Tip in ununterbrochener Reihenfolge abgegeben hatte. Doch auf der anderen Seite erlebt man in diesem Spiel auch immer wieder wahre Könner, die entweder tatsächlich die jeweilige Pater-Nosterkarte erraten, oder aber zumindest etwas so überzeugend behaupten, daß man es fast glauben könnte, wenn nicht das Aufdecken die Wahrheit ans Tageslicht beförderte.

"Pater Noster" ist anfangs ein Glücksspiel. Doch wenn einmal alle Karten aufgedeckt wurden, wird es zu einem Merkspiel mit hervorragendem Trainingseffekt. Von Runde zu Runde bessern sich die Teilnehmer, solange sie konzentriert mitspielen. Dieses Spiel eignet sich daher auch besonders dazu, "zerstreute Professoren" zu trainieren, denn zumindest im Spiel "erwischen" sie dann bald die richtige Karte, falls sie es zuvor geschafft haben, ihre Brille zu finden. Abschließend noch ein grundsätzlicher Tip zur Aufbewahrung dieses Spieles: Legen Sie es immer auf denselben Platz, damit Sie es auch wiederfinden - und noch etwas ist dabei entscheidend: Merken Sie sich diesen Platz, denn sonst können Sie "Pater noster" nur noch beten und hoffen, daß dieses Gebet erhört wird.

von Dr.Peter und Birgit Költringer


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.